Das Schulprojekt in Naáme

Zu unserem sozialen Engagement zählt auch die Hilfe, die wir syrischen Flüchtlingen zukommen lassen, vor allem syrischen Kindern: in Zusammenarbeit mit zwei libanesischen Hilfsorganisationen bringen wir Spendengelder aus Deutschland zum Einsatz, unterstützen und ermöglichen die Nachmittagsbeschulung syrischer Schulkinder vor allem in der Beka-Ebene. Schon bei meinen ersten Besuchen solcher Projekte ist mir eine Schule zu einem persönlichen „Sorgenkind“ geworden, die da, wo sie ist, genau richtig und notwendig und in ihrer unvorstellbaren „Bescheidenheit“ gut ist. Sie braucht und verdient alle erdenkliche Unterstützung: die Flüchtlingsschule von Elias Fadel in Naáme.

 

Elias Fadel, libanesischer Christ, lebte und arbeitete als Lehrer in Griechenland. Nach seiner Pensionierung kehrte er 2014 in sein Heimatdorf Naáme in den Süden des Libanon nahe Sidon zurück. Er fand dort eine große Ansammlung syrischer Flüchtlinge in und um das Dorf vor, die auf engem Raum in Wohnungen, Häusern und Notunterkünften seit Jahren irgendwie überleben. Und er sah viele Kinder auf den Straßen, während ihre libanesischen Altersgenossen zur Schule gingen. Die öffentliche Schule nahm keine syrischen Kinder mehr auf: kein Platz, keine Lehrkräfte, keine Kapazitäten! Sie blieben sich selbst überlassen, sie blieben vor allem ohne Bildung. Das konnte ihn nicht kalt lassen. Er sah sich gedrängt, irgendetwas zu unternehmen. So mietete er Räume in einem Haus neben der staatlichen Schule an, fand unter den syrischen Flüchtlingen einige Lehrerinnen und Lehrer, die er für wenig Lohn „anstellte“, kaufte von irgendwoher gebrauchte Schulmöbel und begann mit dem Unterricht.

Inzwischen lebt und schläft er in der Schule, ist 24 Stunden vor Ort. Als er begann, waren es 120 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen drei und neun Jahren. Mit der Zeit nahm er immer mehr Schülerinnen und Schüler auf, die die Eltern zu ihm brachten, weil er großes Mitleid für sie empfand – obwohl die Zahl längst die Räumlichkeiten sprengte: Zum Schuljahresbeginn 2018 waren es 398 Schülerinnen und Schüler von der Vorschulklasse bis zur 8. Klasse, die in Schichten unterrichtet werden in altersmäßig gemischten Klassen.

In der „Vorschulklasse“ unter Vier- und Fünfjährigen lernte ich zwei elfjährige Jungs kennen, die zuvor nie eine Schule von innen gesehen hatten, komplette Analphabeten. Nie habe ich spürbar dankbarere Schülerinnen und Schüler gesehen als in dieser Schule. Die christlich libanesische Hilfsorganisation JCC (Joint Christian Committe for Social Services in Lebanon), mit der wir als Gemeinde seit Jahren zusammenarbeiten, versucht Elias Fadel nach ihren Möglichkeiten zu unterstützen. Es reicht nicht aus. Zumal Vermieter hier die Lage auch ausnutzen: Für den Keller, in dem sich Vor- und Grundschulklassen, z.T. ohne Tageslicht befinden neben einem Pausenraum müssen 750 $ pro Monat gezahlt werden, für die Räume im ersten Stock, in der sich Klassen bis zur 8. Jahrgangsstufe befinden, 850,- $.

Hinzu kommt der geringe Lohn, über den die syrischen Lehrkräfte gleichwohl glücklich sind, dazu der fortlaufende Unterhalt, Unterrichtsmaterial … Einen geringen Schulbeitrag bringen die Eltern irgendwie auf, wenn sie dazu nicht in der Lage sind, wird ihr Kind aber nicht abgewiesen. Die äußeren Bedingungen sind mehr als bescheiden. Es ist rührend, wie die Lehrerinnen und Lehrer versuchen, es den Schülerinnen und Schülern trotzdem schön zu machen. Sie sind unsagbar engagiert bei der Sache. Aber ohne weitere Unterstützung kann Elias Fadel sein Werk nicht fortführen.

Wer durch eine Spende an uns die Arbeit der kleinen Flüchtlingsschule von Elias Fadel in Naáme unterstützen möchte, würde ein unschätzbar gutes Werk damit tun.